Haare-Spenden

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Am 04.02. ist der Weltkrebstag. Ich möchte diesen Tag nutzen um dir von meiner Haar-Spende 2019 zu erzählen.

Auf der Blog-Familia Konferenz erfuhr ich in einem Vortrag von berlinfreckles erstmalig davon, dass Haar-Spenden möglich sind. Die Vorstellung, sich die Haare wachsen zu lassen um sie dann jemandem zu schenken gefiel mir einfach gut. Ich überlegte, ob das etwas für mich wäre. Die Idee ist, dass frau die Haare an Perückenherstelle*innen spendet, damit diese daraus Echthaar-Perücken für Menschen herstellen, die an Krebs (oder woran auch immer) erkrankt sind und infolge der Behandlung ihre Haare verlieren.

Bedenken?

Nein, Bedenken habe ich keine irgendetwas von mir für Menschen zu spenden die es selbst nicht haben. Ich habe bereits Muttermilch für Frühchen und kranke Neugeborene gespendet, da empfand ich die Haar-Spende als wesentlich „un-intimer“. Als Schülerin und Studentin habe ich dazu regelmäßig Blutplasma gespendet. Ich finde es einfach normal so etwas zu tun, wenn man kann und die Ressourcen hat und es eben möchte.

Wie lange muss man die Haare wachsen lassen?

Ich informierte mich zunächst welche Haare man spenden kann. Grundsätzlich sind naturbelassene Haare ohne Färbung oder Blondierung sehr gefragt. Da ich 2015 bereits aufhörte meine Haar zu färben oder zu tönen, aber noch Restfarbe hatte, lies ich diese zunächst heraus wachsen. Das war 2016 so ziemlich erledigt und ich lies Ende des Jahres sämtliche Reste abschneiden. 2017 wurde ich ende des Jahres erneut schwanger – das sorgte bei mir für weiteres üppiges Haar-Wachstum. Ich lies einfach weiter wachsen und zwar bis 2019.

Wie lang müssen die Haare sein?

Um gut nutzbar für die Perückenhersteller*innen zu sein müssen die Haare mindestens 25 cm lang sein, besser 30 cm und mehr. Ja, das ist absolut lang und sich die Haare dann abzuschneiden erfordert bei Vielen Mut. Denn die äußerliche Veränderung ist enorm. So ein Schnitt von lang auf kurz fällt vielen Menschen auf. Manch einer erkennt dich nicht (durchaus auch Vorteil) und andere fragen dich ob du gerade dein Leben umkrempelst. Das unterstellt man ja Frauen gerne mal, dass sie zum Friseur gehen, wenn sie im Leben etwas verändern.

Und wie war das dann?

Im Oktober 2019 hatte ich keine Lust mehr auf meine Haare. Sie waren mir zu lang, ich mag es nicht wenn sie zu lang sind. Außerdem habe ich sehr dicke Haare und schwitze im Sommer sehr darunter. Das Baby, bzw. Kleinkind, sorgte dafür, dass ich ohnehin nur noch einen Dutt trug. Der sogenannte Mutti-Dutt war täglich auf meinem Kopf. Die Kopfhaut schmerzte und bekam dazu zu wenig Luft. Ich sehnte das Haare-Spenden herbei. Ich hatte lange überlegt wo ich hingehe zum Haare schneiden und entschied mich für eine Naturfrieseurin (Werbung ohne Auftrag oder Bezahlung) in Erfurt. Wir schrieben über Instagram, ich erzählte von meinem Vorhaben und sie freute sich, als wir endlich einen gemeinsamen passenden Termin gefunden hatten. Ich bin dann mit frischen, trockenen Haaren zur ihr und dann kam der Moment:

Das Abschneiden – DER kurze Moment beim Haare-Spenden

…geht einfach schnell. Wirklich. Zöpfe flechten (bei mir waren es zwei, weil sonst der Schnitt komisch gewesen wäre), und dann zack ab die Dinger. Dass Schneiden nahm ich besonders intensiv wahr, es ratschte an meinen Ohren, Anke musste mit viel Kraft die Zöpfe abschneiden. Sofort stellte sich ein unfassbar leichtes Gefühl ein auf meinem Kopf und ich hielt meine Zwei 30 cm Zöpfe in der Hand. Haare-Spenden macht leicht sozusagen. Zumindest oben rum.

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Schnipp schnapp ab!

Wie geht´s dann weiter mit der Haar-Spende?

Ich lies mir einen netten Kurzhaarschnitt verpassen, wickelte meine Zöpfe in Küchenrolle ein damit sie nicht aufstrubbeln und nahm sie stolz mit nach Hause. Ich habe meine Haar dann an die Aktion Rapunzel (Werbung ohne Auftrag oder Bezahlung) gespendet – es gibt viele weitere Anbieter*innen in diesem Bereich, da empfehle ich jedem sich einfach mal zu informieren was zu einem passt. Es gibt auch Anbieter*innen, wo die Haare einfach länger sein müssen, weil sie noch spezifischere Anforderungen erfüllen müssen. Und ja: Es gibt auch hier Menschen die Profit machen wollen – darum rate ich dir: Schau die den Verein oder die Organisation genau und überlege ob das für dich passt und du dich wohl fühlst.

Wer spendet denn noch Haare?

Meine Freundin Jessi zum Beispiel. Die hat ihre Haare auch 2019 nach der Schwangerschaft gespendet. Lies doch mal bei ihr rein auf dem Goldrauschen.blog.

Gab´s blöde Kommentare nach dem Haare-Spenden?

Wie ich eingangs bereits schrieb, ist so eine äußere Veränderung für viele Bekannte, Freund*innen und Verwandte ein Grund das Thema sofort anzusprechen. Ich gehe sehr offensiv damit um, mir ist das egal ob andere auch gleich beurteilen ob sie mich mit langem oder kurzem Haar schön finden (auch wenn ich es unangemessen finde Äußerlichkeiten überhaupt zu beurteilen).

Was mich aber schwer irritiert hat ist, dass ich oft gefragt wurde, was denn mein Mann zum Abschneiden meiner Haare gesagt hat. Da fühlt sich die Feministin in mir höchst irritiert und fragt dann auch prompt zurück, welche Rolle das spielt. Denn ehrlich: Mein Kopf, meine Entscheidung – egal ob verheiratet oder nicht. Wie ich aussehe, das bestimme ich – und ich bin in der glücklichen Lage, dass keine Krankheit mein Aussehen definiert und ich mich damit auseinander setzen muss. Warum sollte es also für mich eine Rolle spielen, was mein Mann dazu sagt, ob ich meine Haare abschneide?

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Ich mag es!

…und ich würde es wieder tun. Außerdem finde ich es persönlich ganz reizvoll, nicht so oft zum Friseur zu gehen. Wobei ich vermutlich nicht Lieblings-Kundin werde, wenn ich nur alle zwei Jahre mal komme um meine Haare zu spenden.

Jetzt interessiert mich natürlich: Würdest du es auch mal machen? Was spricht für dich dagegen und was dafür?

Birgit

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