Tief in meinem inneren bin ich Datenschützerin. Vor allem bin ich die Datenschützerin meiner Kinder und damit immer hellhörig, wenn es heißt, dass mal wieder ein/e Fotograf*in in KiTa oder Schule aufschlägt. Ich habe leidliche Erfahrungen mit diesem Thema in der alten KiTa bereits gemacht: Daten wurden zwischen Firmen hin und her gereicht, es entstanden auch mal Bilder ohne Einwilligung und manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass beim Thema Datenschutz & Bildrechte viele Leitungen überfordert sind.
Zu den Gründen warum das Thema ein bisschen ignoriert wird mag auch gehören, dass vielen Eltern vor allem schöne und günstige Bilder durch Fotograf*innen in Schule und KiTa wichtig sind – bei beidem scheiden sich ja bekanntlich die elterlichen Geister, was nun wichtiger ist. Was schön ist, liegt zudem im Auge der Betrachtenden. Während in Elternräten leidenschaftliche Debatten laufen, welche/r Fotograf*in für KiTa oder Schule nun der oder die „Beste“ sei mit den schönsten Bildern, die jedes Kind umwerfend aussehen lassen, liegt mein Fokus auf anderen Gebieten: Datenschutz, Nachhaltigkeit & Rechnungslegung.
Für mich ist – nach meinen Erfahrungen mit dem Thema Bildrechte seit der Geburt meiner Kinder – vor allem der Datenschutz relevant und der macht für mich die Seriosität entscheidend aus. Ich habe insgesamt acht Punkte zusammengestellt, die dir und anderen Eltern sowie Pädagog*innen in Schule und KiTa helfen sollen, den oder die passende Fotograf*in zu finden. Ich möchte Sie dir nachfolgend erläutern:
1. Achte auf eine ansprechende Webseite der Fotograf*in für KiTa oder Schule.
Schon mit dem Bekanntwerden, dass jemand in Schule oder KiTa fotografieren kommen möchte, sollte allen Beteiligten klar sein, wer das genau sein wird. Die Information sollte bereits mit Firmenname und bestenfalls Webseite als Referenz übermittelt werden. Achtet bei dieser Webseite genau darauf, ob es eine ordentliche Datenschutzerklärung zur Webseite gibt – die Fotograf*innen die hier ihre unternehmerischen Hausaufgaben gemacht haben wirst du erkennen. Hier wird dir auch irgendwo transparent gemacht, wer Mitglied der Handwerkskammer ist oder nicht. Ja: Fotografieren ist ein Handwerk, aber nicht jeder ist Mitglied der Handwerkskammer, was immer ein Zeichen dafür ist, dass jemand diesen Job im Nebenerwerb macht oder ggf. leider auch gar nicht gemeldet ist.
2. Achte auf eine Datenschutzerklärung für jedes Kind einzeln.
Jedes Kind benötigt eine eigene Datenschutzerklärung. Jedes Bild ist eine Verarbeitung von personenbezogenen Daten und bedarf damit einer Erklärung seitens des Dienstleisters, wie vorgegangen wird. Wie die Datenschutzerklärung zum Kind und seinen Eltern kommt muss der/die Fotograf*in sicherstellen. Sie sollte auf das Unternehmen bezogen sein und allen am Prozess beteiligten Akteuren sollte klar werden wer die Daten erhebt, wie sie erhoben werden, wie lange sie gespeichert werden und wie sicher sie gespeichert werden. Artikel 13 und folgende regeln das in der aktuellen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Ein Muster von gängigen online Plattformen reicht nicht aus. Da muss das Unternehmen schon seine unternehmerischen Hausaufgaben machen und darlegen wie sie arbeiten – nur so ist transparent gewährleistet, dass es sich um eine sichere Angelegenheit handelt und die personenbezogenen Daten nicht Gefahr laufen, versehentlich im Netz zu landen. Hier sollte für dich auch transparent sein, wie die Bilderauswahl sicher stattfindet.
Wir hatten mal den Fall, dass ein Unternehmen die Bilder an ein anderes weiter gegeben hat, damit dieses es online speichert. Es hat mich eine Woche Arbeit gekostet das nachzuvollziehen und die Daten löschen zu lassen, weil das fotografierende Unternehmen sich nicht dafür zuständig sah.
3. Achte auf eine Fotoerlaubnis für jedes Kind einzeln.
Jedes Kind benötigt eine eigene Fotoerlaubnis, die die Eltern ausfüllen. Gängige Listen machen zwar den Fotograf*innen das Leben leichter, sind aber nach DSGVO nicht ausreichend. Oder warum soll Familie Meier wissen ob Familie Bauer ihr Kind fotografieren lässt, wer nun alles Erziehungsberechtigt ist (bei unverheirateten Eltern oder getrennt lebenden Eltern wo beide das Sorgerecht haben müssen auch beide Eltern unterzeichnen) oder wie überhaupt alle Beteiligten heißen, ihre Mailadressen oder Adressen lauten? Diese Daten gehören nicht in die Hände anderer Eltern und daher ist eine Fotoerlaubnis für jedes Kind einzeln auszuhändigen.
Wenn das Unternehmen, das zum Fotografien in Schule oder KiTa kommt eine gute Webseite hat, kann sich diese Daten wie Datenschutzerklärung und Fotoerlaubnis jede Familie herunter laden (bestenfalls auch digital sicher ausfüllen und übermitteln). Macht es einfacher für alle und die Pädagog*innen müssen die Zeit zur Verteilung und Einsammlung nicht von ihrer Arbeitszeit aufwenden – denn mal unter uns: Fotos sind kein Bildungsauftrag und daher eigentlich keine Aufgabe der Schule. Für die Unternehmen ist es praktisch alle Kinder zu fotografieren, weil schnell in der Masse Geld verdient werden kann.
4. Achte auf eine transparente Preisliste.
Im Vorfeld sollte allen klar sein welche Kosten auf die Beteiligten zukommen – dann wird auch meisten schon deutlicher wie das Unternehmen arbeitet: Werden Mappen gedruckt oder gibt es einen digitalen Abzug, wo ich als Kund*in dann auswählen kann was ich überhaupt möchte und benötige. Besteht auch die Möglichkeit nur das Klassenbild / Gruppenbild zu nehmen? Das ist für viele Kinder wichtig, sie wollen auf dem Klassenbild dabei sein, aber nicht eine extra Mappe kaufen (weil sie es vielleicht auch gar nicht finanziell können). Soziale Ausgrenzung beginnt aber genau dann, wenn ich mir nicht mal ein Klassenbild ohne Foto-Mappe kaufen kann.
5. Achte auf ökologische Produktion und Nachhaltigkeit.
Ein für mich auch sehr wichtiger Punkt ist das Thema Nachhaltigkeit: Habe ich als Eltern die Möglichkeit selbst zu entscheiden welche Produkte ich möchte oder wird mir eine Mappe mit gezeigt, die, wenn ich sie nicht kaufe, dann wieder vernichtet wird. Wir hatte mal einen Anbieter der hat einen Beutel voller Produkte mit gegeben und viele Eltern wollten nur ein bis zwei Bilder – der Rest wurde vernichtet. Eine absolut unnötige Ressourcenverschwendung – die auch zeigt, was der Inhalt des Beutels wert ist.
6. Unterstütze regionale Unternehmen.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich auch, Unternehmen auszuwählen die aus der Region sind. Dann hat das Unternehmen keine lange Anreise und ich unterstütze den lokalen Handel. Oft bekommen KiTas Muster Mappen und das Angebot, dass pro verkaufter Mappe ein Betrag X an den Förderverein überwiesen wird oder an die KiTa – das ist für mich alles unseriös, weil die Anbieter deutschlandweit unterwegs sind, keinen Bezug haben zur Region, immer eine/n weitere externen Fotograf*in dazu kaufen und in die Einrichtung senden und am Ende keiner weiß, wer da eigentlich gerade mit den Kindern zusammen arbeitet. Lokal hat man da eine ganz andere Bindung zur Einrichtung und übernimmt Verantwortung als Unternehmen vielleicht auch etwas anders.
7. Achte auf die Möglichkeit der Bezahlung per Überweisung.
Hier spielen zwei Punkte eine Rolle: Es ist nicht Aufgabe der Gruppen- oder Klassenleiter*innen Geld für externe Dienstleister*innen einzusammeln. Das ist nicht Bildungsauftrag, frisst Zeit und muss einfach bei seriösen Akteuren nicht sein. Wenn alle Eltern überweisen ist dieser Prozess außerhalb der Schule, kein Kind muss unnötig viel Bargeld herum schleppen und niemand öfter nachrechnen – denn das macht in der Regel das Personal der Schule oder KiTa – obwohl es eine originäre Aufgabe des Unternehmens ist.
8. Kläre im Vorfeld wie die Quittung zu euch kommt.
Klingt banal, ist es aber nicht. Meine letzte Erfahrung war, dass der Mappe nicht einmal die Quittung beilag. Ich wollte die Quittung also nachträglich erhalten, man teilte mir mit, dafür benötige man meine Adresse. Ich verneinte dies, denn alle anderen Eltern brauchen die Quittung ja auch, und deren Adressen waren ebenfalls nicht bekannt. Außerdem gebe ich im Supermarkt auch nicht meine Adresse ab und kann trotzdem einkaufen.
Also drängte sich mir der Gedanke auf, dass es wohl auch ganz nett ist viele Kinder zu fotografieren, bar das Geld einsammeln zu lassen und dann einfach gar nicht buchen zu müssen. Für mich ist das ein absolut unseriöses Vorgehen. Wer hier als Unternehmen digital aufgestellt ist ab der Auswahl der Bilder, der generiert automatisch die passende Rechnung und diese wird den Eltern übermittelt. Die Buchhaltung gehört in die Hände des Unternehmens. Dort muss für mich auch die Abrechnung mit den Eltern erfolgen und die Quittung unkompliziert übermittel werden. Dann haben Eltern auch die Sicherheit, dass das, was gebucht wird auf dem Konto auch seriös versteuert wird seitens des Unternehmens und eine Quittung generiert wird. Digital ist völlig ausreichend, wer sie selbst verbuchen kann auf der Steuer druckt sie entweder aus, oder sendet sie ebenso digital an das Finanzamt. Erneut ist für mich auch hier die Schule oder KiTa außen vor: Das ist nicht Aufgabe der Pädagog*innen.
Das sind meine acht Punkte auf die ich als Mutter bei der Auswahl der Fotograf*innen in KiTa oder Schule mittlerweile sehr genau achte und sie auch vehement einfordere – und zwar bei allen Beteiligten. Warum? Weil es so viele gute und seriöse Fotograf*innen gibt, die natürlich Geld kosten, weil sie für Ihre Seriosität höhere Aufwendungen haben. Das unterbieten natürlich Fotograf*innen, die sich gar nicht genau um die diese Punkte kümmern. Für die meisten Punkte wendet man als Unternehmen in meinen Augen jedoch einmal Energie in der Erstellung auf, und hat dann ein wirklich gutes System, mit dem man gut arbeiten kann.
Wenn du bei dem Thema generell Unterstützung benötigst, dann empfehle ich dir in Thüringen den Kontakt zum Bildungsministerium oder dem Landesamt für Datenschutz oder eben deines Bundeslandes. Bei Fragen zur Rechnungslegung hilft auch das zuständige Finanzamt. Grundsätzlich habe ich bei meinen Anliegen immer zuerst den Kontakt zur Leitung der Einrichtung gesucht – da lässt sich schon einiges klären, zur Not auch mit dem Träger der Einrichtung. Ich habe tatsächlich schon mal einen Fototermin für alle Kinder der KiTa platzen lassen am gleichen Tag, weil eben keine Erlaubnis sowie Datenschutzerklärung vorlag und die Einrichtungsleitung diese Notwendigkeit nicht eingesehen hat. Ihr Dienstherr sah das allerdings wie ich und damit konnte der Fotograf erst Bilder machen, als alle Voraussetzungen erfüllt waren. Damit machte ich mich übrigens weder bei der Leitung, noch den anderen Eltern oder Pädagog*innen beliebt – weil keiner die Relevanz für das Thema Datenschutz sah. Du siehst – das Thema ist nicht unbedingt beliebt und wenn man dafür eintritt, hat da nicht unbedingt jeder Verständnis.
Was sind denn deine Erfahrungen in diesem Bereich? Worüber hast du dich schon mal sehr geärgert oder hattest du auch schon mal einen Fall, wo alles echt super lief?
Bist du selbst Fotograf*in- wenn ja: Wie löst du das und ist das für dich ein normaler Aufwand oder ist dir das dann zu viel Arbeit?
Ich freue mich auf den Austausch,
Birgit – die Provinzmutti