Kaum ist man halbwegs in der Krippe oder KiTa angekommen wird alle Eltern das Thema Fotoerlaubnis mindestens einmal beschäftigen. In der Regel geht es bei der Fotoerlaubnis um die Dokumentation innerhalb der KiTa (Bilder für das Portfolio, PraktikantInnenberichte, Berichte für Fördermittel oder die Öffentlichkeitsarbeit der KiTa selbst). Hier müssen Entscheidungen getroffen werden.
Ein weiteres Feld bildet dann die Heerschaar an FotografInnen, die mit dem Fotografieren von Kindern innerhalb der Räumlichkeiten der KiTa ihr Geld verdienen. Hier scheint eine Praxis zu herrschen, wo viele Akteure rechtlich a) entweder uninformiert sind oder b) absichtlich geltende Persönlichkeits- und Nutzungsrechte ignorieren um maximalen Profit zu machen.
Das Geschäftsmodell KiTa-Fotografie birgt für KiTa und Fotografen monetäre Vorteile. Nach meinen Recherchen zahlen einige der Fotografen / Unternehmen (denn meist sind es Ketten) der KiTa einen Betrag X für jedes fotografierte Kind oder jedes verkaufte Fotopaket. Die KiTa erhält also einen Betrag für soziale Zwecke aus dem Erlös. Damit wird die Qualität bei der Auftragsvergabe (leider aus Sicht der Eltern und leider aus sicht seriöser FotografInnen) hinten angestellt und die Wahl erfolgt mitunter intransparent ohne Einbeziehung der Eltern. Soweit die Kritik am Geschäftsmodell. Die nächsten Probleme ergeben sich, wenn KiTa und Unternehmen einen Vertrag abschließen, über Kinder, deren Sorgerecht (und Fürsorgepflicht) sie nicht tragen, denn diese liegt bei den Eltern oder anderen Sorgeberechtigten.
Klar geregelt ist gesetzlich das Recht am eigenen Bild und auch, inwiefern Daten durch Dritte gespeichert werden dürfen. Dazu braucht es eine Einwilligung durch den Nutzenden. Nun beinhaltet der „Service“ einige Anbieter, die erhobenen Daten, online zur Verfügung zu stellen, um einfach Produkte nachbestellen zu können. Blöd, wenn es vorher keinen Vertrag zwischen dem Nutzenden (also den Eltern) und dem Fotografierenden (dem Unternehmen) gegeben hat. Denn das beruft sich (so in meinem Fall), auf den Vertrag zwischen der KiTa und dem Unternehmen. Soll heißen: Es vertritt die Aufassung, das KiTa und Unternehmen einen Vertrag schließen dürfen, dessen Vertragsgegenstand die Persönlichkeitsrechte und Nutzunsgsrechte der Eltern sind – ohne schriftlich vorher mit den Eltern kommuniziert zu haben. ?Bin ich eigentlich die einzige Mama die diese Praxis befremdlich bisweilen rechtlich höchst fragwürdig findet?
An dieser Stelle sei kurz gesagt: Ich weiß es gibt unzählige seriöse FotografInnen, die immer vorher eine Einwillung der Eltern schriftlich einfordern. Das Problem ist rechtlich auch nicht nur auf Seite der Fotografen zu suchen: Darf die KiTa überhaupt diese kommerzielle Dienstleistung einfach bestimmen und stattfinden lassen in ihren Räumen. Klar, wenn die Eltern vorher ihr Einverständnis gegeben haben, bestenfalls schriftilich. Ich finde einen Aushang in dem Zusammenhang auch unzureichend, zumal hieraus nicht hervorging, dass die Bilder online zugänglich gemacht und gespeichert werden.
Der Beigeschmack ist schon etwas pfad, wenn Eltern bezahlen und KiTa und Unternehmen profitieren in monetärer Weise. Von der Höhe der Kosten (in unserem Fall für zwei Kinder, ungeplant 80 Euro, eine Woche vor Weihnachten, für zwei nicht in Auftrag gegebene Fotosets) mal noch ganz zu schweigen. Die Umweltbelastung dazu: Wenn ich mitbekomme wie viele Mappen zurück gegeben werden (für Geschwisterbilder hat der Hersteller auch gleich noch Leinwände für je 20 Euro mitgeliefert). Alles für die Tonne. Da versucht man Ressourcen zu wahren und nicht zu verschwenden, Müllberge zu reduzieren und dann bekommt man ungefragt einen Berg Produkte geliefert, der bei Rückgabe vernichtet wird. Sinnvoller wäre ja, vorher mal zu fragen…
Über Qualität will ich an dieser Stelle gar nicht sprechen, denn die liegt im Auge des Betrachters und ist zudem abhängig vom Geschmack. Daher ist das gar nicht mein Thema. Wenn aber Kinder auf den Gruppenbildern sichtlich weinen, und sich an ihre ErzieherInnen klammern, dann stelle ich den ethischen Aspekt solcher Sachen auch noch aus einer anderen Perspektive in Frage. Auf Kosten der Kinder muss eben das Bild enstehen. Schei*** egal, wenn sie dabei weinend in ihren Bedürfnissen und Ängsten nicht wahrgenommen werden.
So ein unsinniger Stress für alle. Ich bin so maßlos entsetzt über diese Praxis. Im Nachgang versuche ich gerade meine Bild- und Nutzungsrechte für die Kinder durch zusetzen. Ich habe den Anbieter angeschrieben (Telefonnummer ist gebührenpflichtig). Man sagt ich solle die Kundennummer angeben und dann würde man Löschen. Ich habe aber keine Kundennummer, denn ich bin ja nicht die Kundin und Vertragspartnerin. Das ist ja (darauf wiesen sie mich gesondert hin) die KiTa. Diese sei für die Einhaltung der Persönlichkeitsrechte mittels Fotoerlaubnis zuständig. Höchst unseriös, teilt man mir mit, dass eine Identifizierung meiner Kinder, deren Bilder also online gespeichert sind in einem Unternehmen, dass ich nicht beauftragt habe, nur über die Kleidung zu identifizieren seien, die sie am Tag, Anfang Dezember getragen haben, als die Aufnahmen entstanden. Soll das ernsthaft erlaubte Praxis sein? Ansonsten müsse ich die Auftragsnummer und die Passwörter für den online-Zugang über die KiTa erfragen, die die Mappen-Rücksendung für den Fotografen gewährleistet.
Ich bin ob dieser Praxis so fassungslos. Für mich besteht ein Unterschied in einer Fotoerlaubnis für interne Zwecke und einem Angebot für externe Dienstleister. Weiterhin ist es indiskutabel und rechtlich nicht tolerierbar, dass Bilder ohne schriftliche Genehmigung irgendwo online gespeichert werden. Zuletzt regt mich die katastrophale Ökobilanz der Foto-Produkt-Druck-Praxis auf.
Wie ist das bei euch so geregelt: Hab ihr in der Fotoerlaubnis für die KiTa eine Erlaubnis für kommerzielle Anbieter integriert? Wie fotografieren die Unternehmen bei euch? Ist der Elternbeirat in die Auswahl involviert? Ich bin gerade so satt mit dem Thema. Merkt man sicher.
Birgit aka die Provinzmutti (Datenschutzrechtlerin im Herzen, Wolfsmama mit Biss, Rudeloberhaupt)