Worldbreastfeedingweek 1-7 August 2016

Anlässlich der Weltstillwoche von UNICEF und WHO möchte ich gern über meine Erfahrungen rund um das Stillen von Babys und Kleinkindern schreiben. Als ich mein erstes Kind bekam wollte ich stillen. Kurz vor der Geburt überlegte ich, ob ich nicht doch vorsorglich ein paar Flaschen und einen Sterilisator kaufen sollte, doch meine Hebamme riet ab. Sie meinte, alles was ich brauche ist meine Brust und wenn es nicht geht, na dann sei alles andere schnell besorgt. Da hat sie recht, dachte ich, und lies alles auf mich zu kommen.

Für mich stand fest, ich würde ein halbes Jahr stillen wollen. Das hatte sich mein Kopf so zurecht gelegt. Warum auch immer. Ich hatte die Vorstellung, das Baby würde dann schon essen und wie das mit der Milch dann sein würde hatte ich nicht wirklich durchdacht. War auch besser so. Hätte ich gewusst, dass ich bis in die nächste Schwangerschaft hineinstillen würde, ich hätte vermutlich Schnappatmung bekommen. Ich stillte also das Baby und wir begannen dann nach Schema X mit der Beikosteinführung im sechsten Lebensmonat. Da ich von allen Seiten bequasselt wurde, man müsse Mahlzeiten ersetzen, hielt ich dem Kind die Milch nach dem Essen vor. Ich wusste es nicht besser. Ich merkte aber, es tat uns nicht gut. Es kam der achte Lebensmonat. Ich stille früh, nachmittags und nachts dann stundenlang. Klar, mein Baby holte sich, was ich tagsüber vorenthielt, weil ich es nicht besser wusste, speisten wir ihn tagsüber mit Wasser ab. Totaler Quatsch. Jedenfalls verweigerte mein Großkind im achten Lebensmonat plötzlich sämtliche Beikost und wir wunderten uns, was nun zu tun sei. Angekommen in der Provinz, ohne meine Hebamme aus der Stadt wo wir her kamen, rief ich im nächsten Geburtshaus an. Eine kluge Entscheidung. Ich hatte eine tolle Hebamme am Telefon, und ich erklärte, ja ich entschuldigte mich fast, dass ich mein Baby jetzt wieder einfach tagsüber stille und ich ihm Fingerfood anbieten werde, weil das mit dem Brei und der Beikost hier gerade völlig am Eskalieren sei. Sie meinte nur, ja dann machen sie das. Es heiße eben Beikost und nicht Anstattkost und Hauptnahrung im ersten Lebensjahr sei nun einmal die Milch. Wenn die mütterliche Milch umso besser. Da war ich erstaunt und froh doch einfach so gehandelt zu haben, entgegen der Ratschläge, die man unweigerlich als Mutter von Frauen erhält, die meist nur kurz oder gar nicht gestillt haben. Ich verüble es ihnen nicht. Nur ungefragte Ratschläge nerven mich noch heute.

Ich stillte das Baby also wieder nach Bedarf, meine Milchmenge steigerte sich sofort, sowie ich wieder mehr anlegte, das war kein Problem. Das Baby sofort merklich entspannter. Auch die Nächte wurden wieder ruhiger. Er hatte damals so um die 11 Kilo, naja und die wollen in Betrieb gehalten werden und dazu braucht es eben viel Milch. Ich begann dann im Internet weiterzulesen. Erfuhr von den Richtlinien der WHO, wonach Babys bis zum 6. Lebensmonat gestillt werden sollten und dann weiter unter geeigneter Beikost bis zum zweiten Lebensjahr. Darüber hinaus solange Mutter und Kind das möchten. Das natürliche Abstillalter liegt irgendwo zwischen 2 und 7 Jahren, so haben es Anthropologen herausgefunden. Ich trat einer Müttergruppe für Langzeitstillende bei, jedenfalls fühlte ich mich langsam wie ein Alien, wenn ich mein Kind einfach überall dabei hatte wo ich länger als 4-6 Stunden getrennt gewesen wäre, einfach damit er an die Milchbar kann, so wie es die Natur eben vorgesehen hat und so wie es für uns stimmig war.

Die Eingewöhnung in die KiTa mit 14 Monaten war kein Problem, er wusste schnell, wo Milch verfügbar war und wo nicht, und hat ja auch schon super dann gegessen und Wasser getrunken. Wenn ich längere Dienstreisen vor mir hatte, habe ich ihn mitgenommen. Das hat ja schon als kleines Baby hervorragend funktioniert. Für uns als Familie stand dann fest, dass wir es einfach mal laufen lassen, bis er sich irgendwann selbstbestimmt entwöhnt. Daraus wurde dann leider doch nichts, denn ich war schwanger, mehrfach in der Klinik mit starken Blutungen und in diesen seltenen Fällen ist ein „Weiterstillen“ bei bestehender Schwangerschaft nicht ratsam ohne das ungeborene Baby zu gefährden. Milch hatte ich nach wie vor mehr als genug, aber so habe ich schweren Herzens aber mit viel Liebe und Kuscheln unsere Stillbeziehung so behutsam wie es nur eben ging unter diesen Bedingungen beendet. Mein Kind hat deswegen weder durchgeschlafen noch hat es dazu geführt, dass er mehr gegessen hat. Er aß ja bereits gut, nachts hat er jetzt Wasser aus dem Becher bekommen, wenn er Durst hatte. Wir haben also wundervolle 20 Stillmonate mit unzähligen innigen Momenten gehabt. Mein Mann hat uns immer bestärkt, dass wir für uns als Familie richtig liegen.

Mein Milchmädchen ist jetzt 10 Monate alt. Wir stillen natürlich noch und auch bei ihr mache ich mir wegen einer KiTa-Eingewöhnung keine Sorgen. Im 14. Lebensmonat wird sie eingewöhnt werden und unter dem Schutz der Muttermilch hoffentlich anstehende Infekte in gewohnter Weise gut verarbeiten. Ich zähle als Mutter jetzt 30 Stillmonate. Weitere werden folgen. Ich fühle mich, da ich das hin und wieder gefragt werde, in meiner Lebensweise nicht eingeschränkt. Ich bin dankbar, meine Kinder so ins Leben begleiten zu dürfen, und nehme mir diese Freiheit als Mutter heraus, das für unsere Familie einfach so zu machen. Es scheint ja fast schon eine moderne Form der Emanzipation zu sein, einfach zu machen was einem gut tut. Ob nun via Flasche oder via Brust sein Kind zu nähren. Mir ist das gleich. Für uns ist das der Weg und ich hoffe, das Milchmädchen kann sich selbstbestimmt abstillen und vergisst einfach irgendwann, dass sie mich mal zu ihrer eigenen Ernährung gebraucht hat. Vielleicht erinnert sie sich, vielleicht auch nicht. Fotos gibt es genug, das Großkind schaut sich die heute noch gern an und kuschelt sich ganz oft dazu, wenn das Milchmädchen gestillt wird. Wundervolle Momente, die mich mein Leben lang erfüllen werden.

Zur #Worlbreastfeedingweek möchte auch ich mein #brelfie (Selfi beim Stillen) gern zeigen. Es trägt den Titel „Tankstelle“ und zeigt uns auf einer der Dienstreisen mit dem Milchmädchen irgendwo in der provinziellen Pumpa.

Wie ist das bei euch so gewesen mit der Ernährung mittels Muttermilch/Formula? Wolltest du gern Stillen und konntest nicht? Konntest du Stillen und wolltest nicht? Völlig wertungsfrei. Jede Mama und jede Familie hat einen Grund sich für ihren eignen Weg zu entsceiden.

Du magst vielleicht auch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert