Es ist der Dienstag nach Pfingsten. Ich bin unausgeschlafen, das Milchmädchen bekommt die letzten vier fehlenden Zähne, die Nächte säuft sie durch. Ich sitze so ab 10.00 Uhr ein bisschen in Trance im Co-Working-Space im Krämerloft. Hinter mir liegt bereits ein Termin in der Staatskanzlei. Der Tag startete irgendwann gegen 5.30 Uhr. Plötzlich fällt mir auf, dass ich am Wochenende eine Tagung vergessen habe. Ich hatte noch überlegt, denn mir war, als wäre da noch ein Termin am Samstag. Ok – ich schreibe den OrganisatorInnen, dass ich den Termin vergessen habe, an der Weiterbildung nehme ich dann in der nächsten Runde weiter Teil. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich vor zwei Wochen schon mal, da habe ich eine Geburtstagsfeier eines Bekannten vergessen. Nun ja – halb so wild dachte ich vor zwei Wochen noch.
Diese Woche Mittwoch, ich sitze gerade am Frühstückstisch, fällt mir ein, dass gerade ja schon die erste volle Woche vom Juni rum ist. Und auf einmal – klack – klack – klack – ‚Wenn Juni ist, dann ist nicht mehr Mai. Und wenn nicht mehr Mai ist, dann hast du den Geburtstag von deinem Bruder vergessen!‘ Scheisse denke ich. Panisch suche ich mein Telefon, nehme ein Video auf, erkläre die Lage und wüte leise vor mich hin, wie das nur alles passieren konnte. Und warum hat mich eigentlich meine Mutter nicht daran erinnert, dass ich meinem Bruder gratulieren wollte. Er ist mir nicht böse, aber ich bin mit mir böse. Selbst Erinnerungen im Telefon bringen mir da gerade nix, weil ich zwei Sekunden später wieder vergesse, dass ich mich gerade an etwas erinnern wollte.
Ich bin so müde!
Ich gehe abends zur Zeit spät ins Bett, es ist immer noch was zu tun. Am Morgen startet der Tag spätestens 6.00 Uhr. In der Nacht wird das kleine Kind locker 2-100 Mal munter. Manchmal schicke ich den Papa mit ihr in ein anderes Zimmer – um mal 4 Stunden am Stück zu pennen, um mal eine Tiefschlafphase zu erreichen. Ich hab gehört der Schlaf soll da besonders entspannend sein. Erinnerungen an dieses ausgeschlafene Gefühl habe ich irgendwie schon länger nicht.
Vor einem guten Monat habe ich schon mal Termine derb verwechselt. Da bin ich, eigentlich ziemlich angeschlagen, aber hoch motiviert und super zurecht gemacht (damit man die Abgeschlagenheit nicht sieht). Auf eine Tagung gegangen. Nur war außer mir niemand da. Die Küchenhilfe zeigte mir dann auf der Einladung, dass ich eine gute Woche zu früh dran war. Immerhin zu früh und nichts verpasst. Ich musste über mich lachen, verfluchte dass ich eine Stunde kostbare Lebens- und Erholungszeit im Bad zur Re-Modellage meines Gesichts verbracht hatte, und legte mich mitsamt Make-Up ins Bett zurück.
Ich mag meine Projekte. Ich mag die bezahlten und die ehrenamtlichen Projekte in meinem Leben alle nicht missen. Aber ich glaube zur Zeit muss ich einen Gang zurück schalten. Ich zähle förmlich die Tage runter bis zum Urlaub. Eine ganze Woche wir. Ich werde die Mail-Apps deinstallieren – sonst schaue ich nur heimlich nach – da kenne ich mich. Es ist unser erster gemeinsamer Urlaub seit fünf Jahren. Wir hatten zwar auch mal frei zwischendrin, aber wir haben ja das Haus umgebaut, die Stadt gewechselt, zwei Kinder bekommen usw. – da war nicht wirklich viel mit einfach mal weg fahren und dem Gras beim Wachsen zuzusehen. In der KiTa wurden wir auch mal angesprochen, dass unser Kind das einzige Kind sei, dass noch nicht im Urlaub war, also mal eine Woche am Stück. Das war mit Sicherheit nicht böse gemeint, aber ich fragte mich, was man mir damit sagen wollte. Der große Zwerg war immer mal tageweise nicht da. Aber eine Woche oder zwei mit ihm und dem Baby damals daheim, das war nicht drin. Das ging zwischen Arbeit und Hausumbau nicht auch noch.
Jetzt freue mich auf eine ganze Woche Auszeit mit der Familie. Vielleicht mach ich auch zwei Wochen draus. Wir müssen ja auch wieder hier ankommen in Ruhe. Das ist Haus ist fertig, die Außenanlage auch – und die Arbeit: Ganz ehrlich – die muss dann eben mal warten. Ich möchte wirklich gern meine Akkus auftanken.
Wie ist euer Status? Urlaubsreif? Geht noch? Kraft noch da?
Ich schnauf mal am Wochenende schon tief durch und wünsche euch eine erholsame Zeit mit euren Lieben
Birgit
P.S.: Die Bilde haben nichts mit diesem Beitrag zu tun, sondern sind Aufnahmen irgendwo um meine Arbeitszeiten- und -orte herum – Provinzleben eben