Gestationsdiabetes

Gerade habe ich auf Frontal21 einen sehr kritischen Beitrag zum Thema Gestationsdiabetes gesehen. Die Redakteurin beschreibt eine Situation, die ich nur zu gut kenne: Plötzlich soll frau Insulin spritzen damit es dem Kind gut geht. Man muss Entscheidungen treffen: Spritzen, das Baby soll ja gesund bleiben! Nicht spritzen – Rabenmutter! So oder so ähnlich.

In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich keine Probleme. Mir war nicht übel, ich war fit, ok – ein bisschen Wasser und heißen Tagen auch mal mehr. Ich ging arbeiten, es machte mir Spaß und alles war gut. Bis zum Organscreening. Der Zuckertest wurde vorher in der Praxis gemacht und war tippitoppi. Dann ging ich zum Organscreening und musste dafür in die Klinik, weil meine Ärztin das nicht anbot. Man stellte fest, dass  mein Baby sehr groß war und Schatten oder so in den Darmschlingen hätte. Ich sollte in drei Wochen wiederkommen.

Ich kam wieder. Man stellt fest, dass mein Baby noch größer sei. Es sei zu groß. Ich müsse Diabetes haben. Ich sollte ab sofort Blutzucker messen. Man erklärte mir das Gerät und nahm vier Werte am Tag. Nüchtern und nach den Mahlzeiten. Die Werte waren top. Mein Baby zu groß. Ich muss zur Ernährungsberatung und einen Tag stationär in die Klinik. Ok – bis dahin hab ich das Spiel mitgespielt. Es war nur messen und meine Ernährung dokumentieren. Zwei Wochen später, im Diabesteszentrum: Der Ernährungsberater findet alles top. Sagt wir sehen uns bestimmt zum letzten Mal. Danach erneuter Ultraschall- mein Kind war immer noch zu groß, ich soll vorsorglich Insulin spritzen sagt die Ärztin. Ab da setzte mein Fluchtreflex automatisch ein. Ich stehe auf, erkläre dass ich mir gesund ohne erneuten Blutzuckertest bestimmt kein Insulin spritzen werde. Sie sagt ich soll an mein Kind denken. Ich wüte innerlich. Gehe gefasst nach draußen und laufe dem Ernährungsberater, der mich mit den Worten „Na mit Ihren Werten ist Frau Doktor bestimmt sehr zufrieden!?“ anspricht, in die Arme. Jetzt reichts mir. Ich heule und wüte was der ganze Schei*** soll, jeder bekommt das mit, das Diabesteszentrum ist voll mit Patientinnen, die gern meine Werte hätten, wie ich aus Gesprächen weiß. Ich gehe und sage, dass es von mir keinen weiteren Termin gibt. Es ist sehr heiß, es ist Sommer. Ich setz die Sonnenbrille auf, laufe japsend und heulend in den Park. Ich rufe meine Hebamme an. Sie beruhigt mich und sagt, dass sie stolz auf mich ist, dass ich gegangen bin. Wir gehen abermals meine Werte durch und die Tatsache, dass vermutlich von einer knapp 180cm Frau und einem 200cm Mann kein Mini-Baby zu erwarten ist und kommen zu dem Schluss, dass ich gesund bin aber eben ein großes Baby erwarte. Meine Gynäkologin fragt mich zur nächsten Vorsorge, warum Gestationsdiabetes im Mutterpass steht. Ich erkläre ihr alles. Sie schüttelt den Kopf und sagt: „Also bei mir sind sie keine Diabetes-Patientin! Da sind sie voll in die Mühlräder gekommen, dass tut mir leid. Lassen sie sich nichts einreden. Die müssen dort für ihre Patientenzahlen sorgen.“
Ich war weiterhin aufgrund der Größe meines Kindes zur Vorsorge in der Klinik und weil meine Gynäkologin Jahresurlaub hatte. Ich habe ein ganzes Bilderbuch an Ultraschallbildern. Ich soll eingeleitet werden weil ich ja bei ihnen Gestationsdiabetes habe, und da darf man maximal eine Woche über den Termin. Wenn man spritzt gar nicht drüber. Ich habe Horror davor und überlege nicht hin zu gehen. Glücklicherweise setzen die Wehen auf natürlichem Weg ein. Angeblich sollen die Babys deren Mütter Gestationsdiabetes haben besonders untersucht werden. Mein Kind wird nicht untersucht und ich auch nicht. Es ist, als hätte ich nie eine Diagnose gehabt. Ich frage auch nicht weiter nach und sehe zu, dass ich aus der Klinik komme. Auch in der Nachsorge wird kein Test gemacht. Ich hege bis heute so meine Zweifel an der Diagnose (die mich ja auch gleich als Risikoschwangere eingestuft hatte) und den Methoden. Nach der Geburt ja auch generell an der Klinik, aber das arbeite ich ein anderes mal auf.

Und es ärgert mich, weil man als Mutter ja eigentlich nur das Beste für sein Kind will und den Ärzten vertrauen möchte. Und weil diese Tests für viele Frauen wirklich wichtig sind damit sie gesunde Kinder zur Welt bringen. Meine Freundin, wir sind beim selben Arzt gewesen und haben am gleichen Tag in der gleichen Klinik entbunden, wurde direkt zum Test bei der Gynäkologin der Gestationsdiabetes diagnostiziert. Insulin bedürftig. Alles wichtig und richtig. Aber dennoch: durch diese Erfahrungen hinterfrage ich alles. Und werde zur Löwenmama, wenn einer mir oder meinen Kindern unbegründet etwas will! Beim zweiten Kind habe ich auch wieder keine auffälligen Werte gehabt. Aber wieder ein großes Kind. Ein Baby mit  4140 auf 54 cm und ein Baby mit 3950 auf 53 cm. Klein und zart können wir nicht!

Wie war das bei euch: Wurde auch mal was gemacht, wovon ihr nicht überzeugt oder danach verunsichert wart? Der Frontal Beitrag hat mir das Thema sofort wieder auf den Schirm geholt. Auch weil ich so fassungslos wütend und verunsichert wart damals.

Eure Provinzmutti

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