Hallo ihr lieben Leserinnen und Leser. Ich freue mich sehr, auf Birgits Blog im Rahmen ihrer Blogparade unter dem Pseudonym ›Clara‹ von meiner »Elternzeit« mit meinem ersten Kind berichten zu dürfen. Zusammen mit dem Mann bzw. Papa wohnen wir zu dritt in einer Großstadt.
Elternzeit = Auszeit = Dreisamkeit?
Auszeit: Klingt in der Theorie wunderschön und fast ein bisschen romantisch. Viel Zeit für das Baby und natürlich auch für mich. So eine Schwangerschaft ist doch anstrengend (ja, das ist sie wirklich) und da muss man sich doch auch mal entspannen und sich gönnen dürfen. Elternzeit: Zeit, um sich nur auf die Zweisamkeit mit dem kleinen Menschen konzentrieren zu können.
So zumindest klang das (fast) immer, wenn ich andere Mütter von den ersten sechs bis zwölf Monaten nach der Entbindung sprechen hörte. Was mir jedoch eher in den Kopf schoss, war ein Gedanke, den eine befreundete Neu-Mutter tatsächlich mal aussprach: »Langeweile«. Wollte ich wirklich mein ganzes Leben so lange pausieren? Als Studentin mit einer kleinen Stelle als studentische Hilfskraft hatte ich in den letzten Jahren eigentlich immer viel zu tun und konnte mir nicht vorstellen, das alles ein ganzes Jahr lang nicht mehr zu machen.
Plan und Realität: Elterngeld bei Mindestlohn – das lohnt sich nicht!
Im Vorfeld hatten mein Partner und ich viel darüber gesprochen, wie das erste Jahr mit Kind aussehen und wie man sich die Elternzeit teilen könnte. Er hatte ein sehr großes Interesse daran, von Anfang an in Elternzeit zu gehen oder zumindest die zweite Hälfte zu übernehmen (d.h. 7 Monate, da sich der Zeitraum auf 14 Monate verlängert wenn beide Eltern sich die Elternzeit teilen). Wir haben alles sorgfältig durchkalkuliert und feststellen müssen, dass er keine Elternzeit nehmen kann, da er mit dem Mindestlohn viel zu wenig verdient und wir finanziell besser fahren, wenn ich in Vollzeit die Betreuung übernehme und mein Studium nebenbei fortführe. Als Studentin habe ich sogar Anspruch auf das Elterngeld (Antrag und Bewilligung haben reibungslos geklappt). Natürlich habe ich auch in Erwägung gezogen, ein Urlaubssemester zu nehmen. Allerdings müsste ich trotzdem meine letzte Prüfung in dem Zeitraum ablegen (der Abgabetermin für die Bachelorarbeit ließ sich nicht noch weiter verschieben) und finanziell wäre das noch schlechter als die Version, in der mein Mann zu Hause bleibt und ich studiere. So kam es also, dass ich nach drei Monaten mit Baby meinen Job wieder aufnahm, im gleichen Semester noch meine Abschlussarbeit einreichen konnte und im Prinzip nur das Wochenbett als Elternzeit genommen habe.
Studieren mit Kind: Theorie und Alltagserfahrungen
Nun ist bereits April, das neue Semester hat begonnen und ich besuche wieder Seminare. Ohne Kind, wie ich leider sagen muss. Denn in der Theorie wird an unserer Uni gerne propagiert, dass Studium und Kind absolut vereinbar wären. In der Praxis sieht an unserem Institut kaum jemand gerne ein Kind in einer Veranstaltung. Umso mehr freut mich die Offenheit meiner Chefin gegenüber meiner Situation als Schwangere und nun Mutter in Arbeit. Da ich größtenteils autark arbeite, wie sie gerne sagt, kann ich mir meine Arbeitszeit relativ frei einteilen und zu Terminen muss der Nachwuchs eben auch mal mitkommen.
Insgesamt bin ich mit unserer Situation relativ zufrieden. Natürlich hätte es besser sein können. In meiner Idealvorstellung hätte mein Mann mind. 7 Monate Elternzeit genommen, ich hätte (wie jetzt eigentlich auch) mein Vollzeit-Studium weiter verfolgt und alles wäre ein bisschen entspannter. So wie es nun läuft, ist es aber auch gut machbar und mir fällt nicht zu Hause die Decke auf den Kopf. Leider ernte ich dafür von außen oftmals Kritik, vor allem von anderen Müttern. Mich ärgert es durchaus, dass das Verständnis und die Solidarität da so schwach ausgeprägt sind und ich würde mir einen anderen Umgang mit Müttern/Eltern wünschen, die freiwillig oder notgedrungen auf Elternzeit verzichten.
Clara
[* Der Name Clara ist ein Pseudonym]
Liebe Clara: Ich danke dir ganz herzlich für deinen Beitrag und freue mich ihn hier veröffentlichen zu dürfen. Was mich natürlich nun brennend interessiert – wie geht es anderen Eltern, die mit Kind studieren? Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Und wie ist das mit der Solidarität unter Müttern/ Eltern? Schreibt mir gern oder kommentiert unter den Posts bei Facebook und Instagram zum vorliegenden Gastbeitrag.
Birgit