Als ich anfing zu bloggen hatte ich eigentlich kein Ziel. Ich wollte schreiben und das nicht nur offline sondern das online Schreiben testen. Ich mache das jetzt etwas mehr als ein Jahr und merke immer mehr, wie gut mir das tut. Es ist aber nicht nur das Schreiben an sich, sondern auch der Kontakt zu Menschen im realen Leben. Viele neue Menschen habe ich im letzten Jahr näher kennen gelernt. Wo ich die Menschen fernab der virtuellen Welten sehe, das möchte ich heute beschreiben.
Wie alles begann – lokal wird real
Wie gesagt, ich begann zu schreiben um des Schreibens willen. Irgendwann habe ich mich mit den ersten Menschen online darüber unterhalten. Nach einem knappen halben Jahr bloggen habe ich festgestellt, dass es auch hier in Erfurt eine kleine lokale BloggerInnen-Szene gibt.
BloggerInnen-Stammtisch Erfurt #erfurtbloggt
Glücklicherweise hatten Jessi von Feels like Erfurt und Julia von Julie Travelsblog bereits beschlossen, dass es einen Stammtisch geben sollte für die BloggerInnen aus dem Umkreis. Über Facebook hatte ich irgendwie davon Kenntnis bekommen und so war ich dann im November letzten Jahres das erste Mal auf einem BloggerInnenstammtisch. Ich kannte niemand, nicht mal den Ort. Ich habe seither an 4 oder 5 Stammtischen teilgenommen. Wir treffen uns regelmäßig alle zwei Monate. Immer gibt es einen Aufhänger, irgend einen Input und dann ist vor allem das gemütliche Zusammensein wichtig und der Austausch über SEO, Social Media, Themen, Herangehensweisen und die Vernetzung, thematisch nicht bei einander liegender Blogs. Neben der Gruppe gibt es auch eine Facebookseite, auf der wir mittlerweise gemeinsam zu dritt interessierten LeserInnen die Blog-Vielfalt der Region aufbereiten. Sogar Thüringen24.de hat schon über uns geschrieben. #kreisch
Thüringer Social-Media-Stammtisch #SoMeTh
Ein anderes Format ist der Thüringer Social-Media-Stammtisch. Hier vermischen sich bei mir Hobby und Schnaps, da ich beruflich mit Strategien und Kommunikation im Bereich Politik, Non Profit und KMU (und damit auch im Bereich Social-Media) tätig bin. Der Fokus dieses Stammtisches liegt klar auf Social-Media, Tools, Tipps, Tricks von Professionals und Leuten, die irgendwie damit zu tun haben beruflich. Den Stammtisch gibt es bald ein Jahr, bisher war ich immer dabei und konnte auch einen Input über Hatespeech aus meinem beruflichen Kontext vortragen. Hier ist das Vorgehen ähnlich: Gemütlicher Ort, thematischer Schwerpunkt und anschließend Diskussion und Austausch. Jedesmal lernt man neue Menschen kennen, darunter die KollegInnen der Thüringer Polizei oder, zugeschaltet aus Österreich, Tomas Meyer, ein – sagen wir unkonventioneller und Herzen erwärmender Vertriebler für eine Social-Media-Team-Verwaltungssoftware von swat.io. Und da Internet auch immer Stolperfalle in Sachen Recht ist: Auf beiden Stammtischen wurden wir schon von Andre Stämmler, dem Medienrechtler aus Jena, informiert und konnten auch ihn mit unseren Fragen „Das habt ihr euch doch tagelang ausgedacht“ löchern.
Die Blogfamilia #blogfamilia
Im Mai 2017 habe ich mich auf die erste „große“ Konferenz getraut. Die Blogfamilia in Berlin. Gehöre ich dazu? Ist das was für mich? Sind da nur die BloggerInnen, die das als Business betreiben? Alles Fragen im Vorfeld aber hey: Nur Mut – die beißen nicht. Wirklich nicht. Im Gegenteil. Was mich erwartet hat: Unfassbar viel Inhalt, unfassbar nette Menschen, kollegialer Blog-Spirit von Eltern-BloggerInnen und ein Orga-Team, das einfach mal fast ein Jahr lang ehrenamtlich diese Konferenz für 200 ElternbloggerInnen aus dem deutschsprachigen Raum organisiert. Mit hochkarätigen SpeakerInnen für einen wirklich symbolisch niedrigen Beitrag von 10 Euro (plus Fahrtkosten und Übernachtung – in diesem Fall Danke an die DB, für´s nicht nach Hause bringen – Provinzprobleme eben, wenn man nach 20.00 Uhr nicht zurück kann aus Berlin nach Erfurt). Das war aber völlig egal, denn die Zeit und der Flow den ich mit nach Hause genommen habe waren alle finanziellen Aufwendungen sowas von Wert. Als SpeakerInnen waren da: Nora Imlau „Wie Bloggen eine Generation prägt“, oder Clara Moring (tastesheriff) über „Das Ende des Social Media Hypes“. Dazu gab es zwei Workshoprunden: Slow Photography, vom Blog zum Buch, Debatten über Schule, FAQ zu Gewinnspielen, FAQ zu Elterngeld & Wiedereinstieg, Reputationsmanagement von der wunderbaren Sophie Lüttich (aka BerlinFreckles) oder ein Speed-Dating-Format.
Und der wichtigste Punkt: Der Blogfamilia Award wurde verliehen. Ein Publikumspreis für ElternbloggerInnen. Am Rande: Kommunikation mit allen Menschen, die man sonst nur liest oder die schon „so richtig erfolgreich“ sind. Erfolg im Sinne von Monetarisierung, wenn man den Blog als Einkommensquelle nutzt. Für mich ist Erfolg, wenn ich sehe, dass gelesen wird und ich meine Themen, die mir wichtig sind platzieren kann. Meinen Lebensunterhalt bestreite ich ja anders. Trotzdem ist der Einblick in die Welt der „BerufsbloggerInnen“ so unfassbar bereichernd und spannend dazu. Diese Veranstaltung wird neben dem Engagement vieler Menschen vor allem durch viele Sponsoren möglich. Es gab eine riesige Goodiebag. Ich hab sowas vorher noch nie gesehen.
Noch immer liegen hier Dinge herum, die ich endlich mal verlosen möchte, wenn der Blog (hoffentlich in den nächsten Wochen) umgezogen ist auf die http://www.provinzmutti.de Adresse – ach ja: Zeit, ich möchte gern Zeit geschenkt! #wissderBescheid) Ganz wunderbar fand ich die Kinderbetreuung und würde mir diese für so manche Business-Konferenz am späten Nachmittag wünschen. Was mir von dieser Konferenz sehr hängen geblieben ist: Am Abend, als das Programm vorbei war, wir alle unsere Bilder mit Ballons und Co gemacht hatten, kamen vom Heim neben der Location Kinder und haben nach den Luftballons gefragt. Das war der Moment, indem ich mich schrecklich privilegiert gefühlt habe. Ich war an diesem Abend noch lange demütig und habe viel über diese Situation nachgedacht.
Die denkst.net #denkst
Kurzfristig hatte ich gelesen, dass auf der denkst in Nürnberg noch freie Kapazitäten waren. Also beschloss ich wenige Tage nach der Blogfamilia auf die denkst zu fahren. Das lag wohl auch ein bisschen am Blogfamilia-Spirit und es war die richtige Entscheidung zu fahren. Vor mir lag ein weitere spannender Tag voller wertvoller Tipps und Informationen sowie kritischer Betrachtungen der online Welt. Letzterer war einer der Hauptgründe zu fahren. Svenja Walter von meinesevenja.de hat mich mit ihrem realistischen Blick auf Marken und Wachstum, die BloggerInnen der „ersten Stunde“ und ihrem Blog-Selbstbewusstsein sehr beeindruckt. Auf dieser Konferenz gab es neben ‚harten Fakten‘ Zeit zur Vernetzung, zum Kennenlernen der Sponsoren, kleine thematisch relevante Workshops und einen – für mich sehr wichtigen – letzten Vortrag über Online-Spiele und die kritischen Zonen im online Raum von Thomas-Gabriel Rüdiger. Das Runzelfuesschen hat Überzeugungs- und ebenfalls Aufklärungsarbeit geleitstet in ihrem Slot „Warum man nicht alles zeigen oder verbloggen muss, was es zu erzählen gibt“. Im Kern ging es auch hier um den Schutz vor Gefahren im virtuellen Raum. Eine Kontroverse, die vor allen unter ElternbloggerInnen punktuell debattiert wird.
Unter anderem am Beispiel der Frage: Zeige ich meine Kinder oder nicht? (Ich zeige meine hier nur ohne Gesicht und stimme alles vorher mit ihrem Papa ab – besondes persönliche Texte, da ist mir ihr Schutz einfach viel zu wichtig.) Für mich ist es dennoch spannend und wichtig, die Haltung der anderen BloggerInnen zu diesen Themen zu kennen, und das wertungsfrei zu betrachten. Daher haben sich die – ich glaube 80 Euro – für das Ticket auch auf jeden Fall gelohnt. Der Mehrwert steht in keinem Buch oder Ratgeber. Der individuelle Austausch auch nicht. Die Konferenz war auch mit Kinderbetreuung – ein Service den ich bisher nicht in Anspruch genommen habe, da die Kinder dann immer mit Papa unterwegs sind oder von Oma bemuddelt werden.
Die Konferenz mit dem kuriosen Namen: #bsen
Letzte Woche war ich dann in Dresden auf der #bsen – das steht für Blogger spinnen ein Netzwerk. Aufmerksam gemacht hatte mich Jessi von Feels like Erfurt und ich bin endlich mal mit jemanden zusammen auf eine Konferenz gefahren. Die Konferenz hat als Zielgruppe die Vernetzung von BloggerInnen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – kurz der Ost-Blogger. Ich war schwer beeindruckt von der sächsischen Blogvielfalt und Vernetzungsschlagkraft. Das erlebe ich hier in Thüringen nicht. Mir war auch, als hätten die Ministerien und Kulturverantwortlichen die BloggerInnen-Szene schon viel mehr auf dem Schirm, als das hier in Thüringen der Fall ist. Die Konferenz fand beim Sponsor in der Gläsernen Manufaktur von VW statt. Neben der Werksführung oder der Möglichkeit die E-Mobile zu testen hat der Sponsor einen wirklich spannenden Rahmen geboten. Die Organisation der Konferenz liegt bei Peter Stawowy und Team. Wir sind uns vorher zufällig bei Facebook als Admins einer Bloggervernetzungsgruppe für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen über den virtuellen Weg gelaufen. Es ist schon amüsant, wie man so parallel virtuell und real zueinander findet. Auf der #bsen fand ich besonders spannend die Vernetzung von Verantwortlichen der Politik, Wirtschaft und BloggerInnen. Das Format war vom Inhalt ganz anders als der Kosmos der ElternbloggerInnen.
Nicht besser oder schlechter, einfach anders spezifisch. So fand ich mich neben der Vorstellung meines neuen Blog-Projekts http://www.frau-macht-politik.de in Diskussionen über Hatespeech, künstliche Intelligenz und deren Anwedungsfelder bei VW oder neuen Sendeformaten des MDR und der Nutzung von Evaluierungstools aus Social-Media-Daten wieder. Alles spannend und alles hätte ich nicht erfahren, wäre ich nicht hin gefahren. Es gab noch Sessions über Kooperationen, Lokaljournalismus, Bürgerbeteiligung, Monetarisierung von Blogs oder – dem Signalwort der Zeit- InfluencerInnen.
Die Kosten der Konferenz waren unter 60 Euro plus Anfahrt, auch das ist mehr als fair und bietet eigentlich keinen finanziellen Gewinn für den Veranstalter. Das ist dort wie bei den anderen Konferenzen eine Herzensangelegenheit und das fühlt man. Stichwort Blog-Spirit – den darf man überall umsonst mit heim nehmen.
Was ich dir damit sagen will?
Wenn du hin und wieder (un-)regelmäßig bloggst: Geh raus und vernetz dich. Nicht nur online, sondern auch mal im Real-Life, in deinem dir möglichen Rahmen. Klar abhängig von deinen finanziellen Ressourcen und von dem, was halt angeboten wird. Ich seh das mittlerweile so: Wäre mein Hobby Golf, würde ich auch in „gute“ Ausrüstung investieren oder mich auf dem Golfplatz über die beste Schlagtechnik austauschen oder vielleicht sogar einen Trainer partiell dazu holen – und genauso ist das auch beim Bloggen. Vernetzen um selbst professioneller zu werden, sein Hobby oder das was man daran liebt eben besser zu machen. Training für das Hobby. Viele BloggerInnen aus meinem Netzwerk pflegen ihre Webseiten und Social-Media-Kanäle komplett selbstständig, so wie ich auch, und da kann es nur von Vorteil sein, von den Erfahrungen der Anderen zu profitieren und zu lernen. Alles was du brauchst ist Zeit, Offenheit & Mut.
Wir überlegen jedenfalls, wie wir in Thüringen was auf die Beine stellen können. Denn wir sind in Bezug auf Vernetzung und Wahrnehmung doch noch sehr unterbloggt.
Bis bald auf meiner ge-relaunchten Seite,
Birgit