Das Warten auf die Geburt des Babys hat endlich ein Ende: Das Sommerbaby ist da. Warum am Ende alles anders kam, wir noch eine Woche zu viert extra hatten und wie die erste Woche im Wochenbett zu fünft verlief.
Mein angepeilter Wunschtermin, der ein paar Tage vor dem errechneten Termin zu Entbindung lag, verstrich ganz unaufgeregt. Es war Wochenende, wir waren auf einem Traktoren-Fest, die Kinder waren glücklich. Am Nachmittag waren wir im Pool und nichts, aber gar nichts deutete auf eine Geburt hin. Ich scherzte und fand mich damit ab, dass das Baby wohl noch drinnen bleiben wollte. Nun gut, es war ja auch noch Zeit. Wir sprechen ja immer nur von einem groben Zeitraum. Allerdings hatte ich keine Lust mehr: unerträglich viel Wasser quälte jede Bewegung. Allein im Pool ging es. Da ich den im Wochenbett dann nicht mehr nutzen kann, genoss ich die Zeit im Pool sehr.
Ich hatte ja mal ganz romantisch zu meinem Mann gesagt: „Ach komm – bevor der Sommer richtig da ist, das wäre doch eine tolle Zeit für ein Baby.“… Ihr habt ja nun sicherlich mitbekommen, dass dieser Mai der heißeste seit 130 Jahren war in Deutschland. Dass es im Prinzip seit April warm ist. Ohne Frage: Ich mag das. Aber doch nicht hochschwanger. Ich hatte 2013 eine Hitzewelle im Juli hochschwanger und 2015 das gleiche im August bevor das Apfelmädchen kam. Ich bin mir sicher: Wenn ich im Dezember ein Kind bekommen würde: Es wäre der erste mit 30 Grad Celsius.
Die letzte Woche vor der Geburt zu viert
In der Woche vom Entbindungstermin, genauer am Sonntag davor meinte der Mann plötzlich, dass das Apfelmädchen komische Punkte habe an Händen und Füßen. In mir schrillten alle Alarmglocken, ich schlich nachts mit Taschenlampe zu ihr und Tatsache, auch am Mund waren erste Punkte zu sehen. Scheisse – wir haben Hand-Mund-Fuß im Haus! Sie fieberte dazu leicht. Na toll. Jetzt bloß kein Baby bekommen war mein nächster Gedanke. Das Kind musste also eine Woche mind. daheim bleiben. Der Sohn gesellte sich mit einem Infekt dazu. Zwei kranke Kinder, am Entbindungstermin. Das war so nicht geplant. Der Mann musste daheim bleiben. Eins hätte ich vielleicht geschafft, aber zwei kleine kranke Mäuse und ich hochschwanger, alle zwei Tage zum CTG, da konnte ich sie auch nicht mitnehmen. Also blieb er daheim und wir bekamen unverhofft eine letzte Woche zu viert.
Es war ein bisschen wie ein Abschied vom Leben zu viert. Wir kuschelten viel, schauten fern, spielten draußen. Trennten die Kinder so oft es ging, damit sie Einzelzeit hatten und: Sich nicht noch gegenseitig ansteckten. Das Desonfektionsmittel war mein großer Freund in dieser Woche. HMF ist aufgrund der Flüssigkeit in den Bläschen an Händen und Füßen sehr ansteckend. Zwar nur eine virale Geschichte aber trotzdem wollte ich das mit bald Neugeborenem nicht mehr im Haus haben. Ich putzte also alles in Griffhöhe der Maus akribisch. So hatte ich mir die letzte Woche um den Entbindungstermin nicht vorgestellt, aber am Ende erwies sich der Mittagsschlaf mit allen beiden, die viele Zeit nochmal zusammen ohne Fahrstress und Kita als sehr heilsam für die Seelen der Kinder. Die waren zu diesem Zeitpunkt dazu sehr aufgeregt, wann denn nun endlich das Baby da sein würde. Der Große fast noch sensibler als die Tochter. Es ändert sich ja nicht nur für uns etwas, sonder auch ihre Rollen werden neu gemischt, neu verteilt. Neu sortiert. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, war diese letzte Woche zu viert eine sehr gute Erfahrung für uns.
Geburt & Glück
Und dann: Habe ich tatsächlich unser drittes Kind geboren. Ein Bericht dazu folgt an anderer Stelle. Nur so viel: Es ist unser drittes Samstagskind und wir sind glücklich, dass er endlich da ist. Der Moment, als die Geschwister sich das erste Mal in der Klinik kennen gelernt haben war unbeschreiblich. Nicht ganz unstressig, weil sehr wuselig mit zwei kleinen Geistern unter fünf Jahren und einem Newborn. Aber voller Herz und Liebe: Wie sie ihn ansahen, berührten, begutachteten und befühlten – ich hab so geweint vor Glück. Drei Geschwister. Drei Kinder. Alle von uns. Wahnsinn!
Der große Sohn sagte beim Abschied: „Gä Mami du bist hier in der Klinik weil du das Baby geboren hast, und nicht weil du krank bist!“ – das war sehr wichtig für ihn zu wissen: Mama ist gesund. Aber sie ist in der Klinik, weil sie geboren hat. Auch dass ich jetzt eine Weile nicht in den Pool kann, weil ich geboren habe und mein Körper erst wieder heilen muss, ist für die Kinder wichtig zu wissen. Wir versuchen da so ehrlich wie möglich zu sein. Außerdem platzen sie eh ins Bad rein und da ist es gut für sie zu wissen aus welchen Gründen bestimmte Dinge sind, wie sie sind. Warum ich diese Vorlagen benutzen muss, warum ich für einige Dinge länger brauche als sonst. Warum ich noch watschel wie ein Pinguin. Wie das mit der Milch ist. Das kennen sie beide sehr gut. Wurden ja selbst bis in die Folgeschwangerschaft gestillt. Irgendwie ist ihnen das alles noch präsent, dass sie gestillt wurden. Sie reden jedenfalls viel drüber.
Hallo Wochenbett!
Die erste Woche daheim verlief dann ähnlich turbulent wie die letzte Woche vor der Geburt. Unverhofft musste das Baby zu einem Herzultraschall, bei dem aber alles gut war. Allein der eine Tag der Ungewissheit hat sehr tief gesessen, auch wenn ich mich nicht verrückt machen wollte. Das ist einfach nicht normal und man kann sich das schön reden wie man will. Ich ziehe meinen Hut vor allen Eltern, die länger mit ungewissen Diagnosen leben müssen, die ihre Kinder nicht sofort kuscheln und herzen dürfen. Die dafür die Kraft aufbringen und das aushalten (müssen, weil ihnen ja doch nichts anderes übrig bleibt).
Die ersten Liebkosungen der Geschwister auf der Couch waren Momente, die ich nie vergessen werde. Die ich, Tränen überströmt, einfach genossen und aufgesogen habe. Wie zart sie mit ihm sind. Ok das Apfelmädchen hat ein bisschen Züge von Emeira von den Looney Tunes – aber ansonsten sind sie einfach nur herzig miteinander. Das Herz geht einem über bei den ganzen Bildern im Kopf. Heimlich dekoriert sie ihren Bruder mit Kuscheltieren wenn er schläft: „Das Baby braucht sein Kuscheltier!“
Bereits am nächsten Tag, dem ersten „Richtigen“ daheim im Wochenbett, war der große Sohn erneut krank und leistete uns bis zum Ende der Woche Gesellschaft im Wochenbett. Für ihn war das am Ende gut, denn auch er genoss die Zeit „zuerst“ mit seinem Bruder. Er half beim Wickeln, Stillen oder hielt seinen Bruder einfach mal kurz fest. Für ihn war das wichtig zum „Ankommen“ in seiner neuen Rolle als Bruder von zweien. Wir schliefen viel im „großen“ Bett, nachts kam die kleine große Schwester dazu. Das war nun alles anders als geplant aber am Ende ok so. Und trotzdem Stress.
So viel Stress, dass ich mir meine erste Brustentzündung einfing am Wochenende danach und dann wirklich zurück ins Bett musste. Liegen, Ruhen. Keine Anstrengung, nur stillen, wickeln, schlafen. Nach drei Tagen mit Kohl- und Quarkwickeln, Schmerzmitteln und Kühlakkus hab ich aber die Kurve bekommen. Das Baby hat die Verhärtungen weg getrunken, der rote Streifen aus der Brust verschwand wieder. Die Kopf- und Gliederschmerzen verschwanden langsam. Nachts ließen mich alle in Ruhe – also außer dem Baby – und auch tagsüber hielt der Mann die Kinder so gut es ging fern von mir. Das fiel allen schwer. Denn eigentlich ist Familienkuscheln so wichtig wenn sich alles neu sortiert. Das musste nun warten. Aber aufgeschoben war nicht aufgehoben. Umso schneller ich wieder fit wurde, umso besser für alle.
Das war nun nicht der Start in das Leben zu fünft wie ich in mir vorgestellt habe – aber das macht nichts. Es kommt immer anders und für irgendwas war es gut: Die Kinder hatten vorher nochmal ganz viel Mama und Papa und ich weiß jetzt wo meine Grenzen sind. Wann ich mehr auf mich achten muss. Und wie sich eine dämliche Brustentzündung anfühlt.
Wie war dein Wochenebett? So wie du es dir vorgestellt hast? Oder ganz anders?
Alles Liebe,
Birgit
P.S.: Ich bin weiter im Wochenbett – bzw. auf der Wochencouch. Aber früh bleib ich viel liegen und die Kinder verstehen das auch. Mama soll sich ausruhen von der Geburt.
3 Kommentare
Hallo liebe Birgit,
Bei mir ja auch das 3. Wochenbett, und das bisher entspannteste…! Weil mein Mann das erste Mal nach einer Geburt zu Hause war, ein Monat Elternzeit. Bei den anderen beiden hatte er nicht einen Tag Urlaub und ich war von Anfang an alleine. Jetzt war’s mir besonders wichtig, da wir mittlerweile ein Schulkind haben und in der Früh dann auf die Zeit achten müssen und auch am
Nachmittag mit OGS und Hobbies gut getaktet sind. Das ist jetzt aber gut gelaufen dank der Elternzeit und ich bin sehr dankbar dafür! Daher jetzt alles super entspannt hier.
Mit dem Kennenlernen der Geschwister ist im Krankenhaus ging’s mir genauso wie Dir! Ich hab diesem Moment sooo entgegen gefiebert, und es war sooo schön! Vielleicht der bisher schönste Moment nach der Geburt! Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute, hoffe, dass jetzt alle, einschließlich Dir, erstmal gesund bleiben! Liebe Grüße Steffi
Ach da hab ich jetzt ein paar Tränen verdrückt. Das hast du so schön beschrieben. Alles Gute zu eurem Nachwuchs und ein tolles Kennenlernen und kuscheln!
Liebe Birgit,
schön, dass ihr gut zu fünft angekommen seid 🙂
Genau wie du durfte ich 3 Wochenbetten erleben und alle waren ein bisschen anders, aber dennoch zum Glück unproblematisch. Beim dritten Kind hatte ich allerdings eine Sache unterschätzt: Die Lautstärke!!! Als die Jüngste zur Welt kam, war der Mittlere knapp 2,5 Jahre und sprach bis dahin wenig bzw. war eher ein stillerer Bursche. Kurz vor der Geburt vom Geschwisterchen explodierten dann doch plötzlich seine Haupt- und Nebensätze, was er dann auch lautstark zum Besten gab… Kombiniert mit einem schreienden Baby und einer damals 5jährigen, die eben auch Wünsche und Bedürfnisse kundtut, war das manchmal echt laut.
Aber ansonsten war das Wochenbett ganz gut. Zur Geburt waren die beiden Großen bei der Oma untergebracht und blieben dort auch noch knapp zwei weitere Tage, sodass wir fast wie Erstlingseltern ankommen konnten 😉 Das war wirklich schön. Morgens um 4 Uhr kamen wir mit der frisch geschlüpften Hummel zu Hause an, haben sie zwischen uns ins große Bett gelegt und erstmal geschlafen. Am Nachmittag kam dann unsere Hebamme zu Besuch und ansonsten lagen wir einfach nur mit Baby im Wochenbettlager und haben gekuschelt und gestillt.
Am nächsten Tag kamen dann endlich die großen Geschwister heim und haben das neue Baby begrüßt 🙂 Ein ganz toller Moment, da hast du Recht!!!
Leider hatten auch wir dann gleich ein krankes Kind zu Hause: Der Mittlere bekam Magen-Darm… Prickelnd, wenn zu den ohnehin erstmal wieder ungewohnten Babynächten noch Kotzschüssel halten und Bett frisch beziehen hinzukommen 😉 Zum Glück hatte der Papa wieder den ersten Monat Elternzeit und konnte viel abfangen 😉
Nun ist die Hummel schon wieder 1 Jahr, verrückt, wie schnell das immer geht.
Alles Liebe für euch! Genießt die schönen Momente und haltet die schwierigen und stressigen tapfer aus 😉